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Zahlreiche Menschen haben in den letzten Jahren die Verbindung zu ihrer Seele verloren. Vor allem jene, deren Körperkleider ohnehin nur noch an einem seidenen Fädchen daran baumelten, weil sie sich zu sehr den titanischen Kräften in der Welt hingegeben haben. Das Titanische im Menschen möchte die Verbindung zur göttlichen Quelle mit allen Mitteln verhindern. Es ist das alte Spiel von Titanen gegen Götter bzw. Asuras gegen Devas, und wir wissen bereits in der Tiefe unserer Seele, wie es ausgehen wird. (Achtung, Spoiler-Alarm: Es wird ein Happy End geben.) Dennoch muss das Spiel wieder und wieder zu Ende gespielt werden.

Stark und brutal sind die Schläge der titanischen Spaltäxte von Ignoranz und Unwissenheit, die derzeit auf den Seelenstamm des Menschen niedergehen und ihn vom göttlichen Weltenbaum abspalten wollen. Das Ziel ist seelischer Kahlschlag und Entwurzelung. So wütet noch der schwarze Dämon Kali (nicht zu verwechseln mit der Göttin Kali), als beherrschende, spaltende Kraft des Kali-Yuga, des „Eisernen Zeitalters“, dessen Zeit langsam, aber sicher ausläuft, und das sich deshalb bereits im Übergang zu den letzten Zuckungen befindet. Durch diese zerstörerische Kraft, durch diesen titanischen „Hackerangriff“ auf die göttliche Ordnung (Dharma) mit der Absicht, eine „Hackordnung“ in der Welt zu errichten, wird dem göttlichen Seelenstamm des Menschen Scheit um Scheit entrissen, damit er schließlich „entseelt“ an die titanischen Kräfte von Werden und Vergehen verfeuert wird. Dieses verzehrende Feuer liefert den Treibstoff für die Turbine des Samsara, des karmischen Rads von Tod und Wiedergeburt, von Leiden und Konflikten, die hin und wieder von etwas Freude und Hoffnung unterbrochen werden dürfen, wie kurze, Sehnsucht nährende Werbespots in einem Fernsehfilm.

Warum nur rennen so viele durchweg gescheite Menschen wie hypnotisiert immer wieder mit „Hurra-Gebrüll“ dem Tod entgegen? „Du sollst nicht töten“, lautet eines der Gebote, die der ehrwürdige Moses uns Menschen überlieferte. Die yogische Überlieferung spricht sogar vom Yama des „Nichtverletzens“ (Ahimsa) und verfeinert damit das Gebot vom Nichttöten, denn viele Verletzungen führen auch zum Tode. Beide, sowohl das Töten als auch das Verletzen, igno­rieren den göttlichen Quell des lebendigen Lebens, der die heilige Grundlage der formhaften Welt der Erscheinungen ist und durch seine Liebe alles und jeden trägt. Gleichzeitig inspirieren und ermuntern die beiden Gebote uns Menschen, immer und überall das wirklich Lebendige zu suchen, zu enthüllen, zu ehren und zu verwirklichen. Das ewig Lebendige ist die Abwesenheit von Tod. Was die Abwesenheit von Tod bedeutet, ist uns im Lateinischen klar, prägnant und weisheitsvoll durch das Wort Amor (Liebe) überliefert. Denn A-mor bedeutet buchstäblich „Nicht-Tod“ und ent­hüllt durch seinen Klang, welches Geheimnis dem Wesen allumfassen­der Liebe zugrunde liegt. Diese vermag durch ihre Macht nicht nur den Tod, sondern auch die Angst davor aufzulösen.

Die Enthüllung und Verwirklichung des Amor ist also das universelle Gebot der Stunde und das Heilmittel für den zum „Angsthasen“ mutierten titanischen Menschen, dessen Quelle nicht die Liebe, sondern der „Angst-Hass“ ist. Angst-Hass ist die Ursache von Krieg, Leid und Verderben, und selbst die Ge­scheitesten unter uns finden in ihren großen Köpfen kein Mittel dagegen. Denn gerade der „gescheite“ Mensch befindet sich in einem Teufelskreislauf von „gescheiterten“ und „scheiternden“ Handlungen, da sein der Dualität unterworfenes, logisches Denken keine reife Frucht vom mit Weisheit erfüllten Seelenbaum des Herzens ist. Im Gegenteil, er entreißt diesem durch sein spaltendes und rational-nüchternes Agieren Scheit um Scheit, um ihn schließlich verdorrt und abgestorben zurückzulassen.

So führt die Zerstückelung des EINEN den Menschen immer tie­fer in die Dunkelheit von Avidya (Unwissenheit) hinein. Dort wird er vom Dämon Shaitan in der Schattenwelt des „Shade“ in geistiger Blindheit gefangen gehalten. Hier wird ersichtlich, warum das Instrument der „Ge-scheit-heit“, die eine hybride Erscheinung des die intuitive Seelenweisheit überlagernden Verstandes (Manas) ist, am Ende meistens immer nur „Schatten“ bzw. „Schaden“ anrichtet, wenn wir ihr zu große Macht einräumen. In der Folge leidet der „gescheite“ Mensch an einem chronischen „Dachschaden“. Dieser Schaden macht das intuitive Erspüren und Erleben der vertikalen Verbindung mit dem Höchsten, dem seelisch-himmlischen Wesen (Atman) in uns, unmöglich. Die Identität mit dem Atman kann mit den Bordmitteln der Verstandeslogik niemals verwirklicht werden.

Dass die Gefangenschaft in geistiger Dunkelheit und Schatten in der Folge jede Menge „Shit“ und „Schutt“ produziert, ist hinlänglich bekannt. Deshalb bedarf es für den Betroffenen im ersten Schritt einer immensen Kraft an „Shuddhi“ (Reinigung). Nur so kann er aus „dem Tal des Todes“ einer zur Gewohnheit gewordenen „tot-talen“ Verstandesdiktatur wieder seelisch erwachen und zu den lichtdurchfluteten Berggipfeln bis zum Dach der Welt aufsteigen. Dieser ortlose Ort reinen Seins und selbstoffenbarender Weisheit ist jedem zugänglich, da er der göttlichen Natur eines jeden Menschen entspricht. Manche werden durch Initiation die geheimen Felsensteige des Aufstiegs bereits kennen. Weitere werden folgen, indem sie, kriegs­müde geworden, ohne zurückzublicken die Fessel des Tita­nischen abschütteln und somit den Pfad dahin Schritt für Schritt geoffenbart bekommen.

Umspielt von einer leisen, sanften Prise der Liebe, erquickt vom Quell anandischer Lebensfreude, ruht hier des Menschen Blick verzückt von der unendlichen Weite
gött­licher Wesensschau.

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